Noch bis zum 21.05.2023 ist die Ausstellung To Be Seen. Queer Lives 1900–1950 im NS-Dokuzentrum in München zu sehen. Für die Ausstellung haben die Kurator*innen eng mit dem Forum Queeres Archiv München zusammengearbeitet.

To Be Seen widmet sich den Geschichten von LGBTIQ* in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit historischen Zeugnissen und künstlerischen Positionen von damals bis in die Gegenwart zeichnet die Ausstellung queere Lebensentwürfe und Netzwerke, Freiräume und Verfolgung nach.

Ein Ausstellungskatalog erscheint im Februar 2023 im Hirmer Verlag. Die Ausstellung wurde unter der kuratorischen Leitung von Karolina Kühn konzipiert. Das Forum Queeres Archiv München hat eng mit Karolina Kühn und dem kuratorischen Team (Juliane Bischoff, Angela Hermann, Sebastian Huber, Anna Straetmans, Ulla-Britta Vollhardt) zusammengearbeitet und hat dem NS-Dokumentationszentrum mehrere Archivmateralien für die Ausstellung zur Verfügung gestellt, wie zum Beispiel Originalausgaben des lesbischen Magazins Die Freundin – das ideale Freundschaftsblatt, das von 1924 bis 1933 in Berlin veröffentlicht wurde. Albert Knoll und Philipp Gufler vom Forum haben ausserdem das NS-Dokumentationszentrum bei der Konzeption der Ausstellung beraten.

Besonders freuen wir uns über die Präsentation von Gemälden und Zeichnungen von Paul Hoecker im ersten Untergeschoss. Paul Hoecker war der erste moderne Professor an der Akademie der Bildenden Künste in München und vertrat Deutschland dreimal auf der Biennale in Venedig. Ein Skandal im Zusammenhang mit seiner Homosexualität zwang ihn 1898 zum Rücktritt von der Professur. Er starb 1910 nach langjährigen Aufenthalten in Italien. Sein Werk geriet danach in Vergessenheit, eine institutionelle Würdigung steht bis heute aus. Im Oktober 2019 bildete sich eine Forschungsgruppe am Forum Queeres Archiv München zu Paul Hoecker, die eng mit den Kurator*innen der To Be Seen Ausstellung für die Intervention zu Paul Hoecker im Lernforum zusammenarbeite. Die Forschungsgruppe hat Hoecker aus dem Vergessen geholt und zeigt hier erstmals Einblicke in sein Leben und seine Verbundenheit mit der homosexuellen Emanzipationsbewegung um Magnus Hirschfeld.

In Kooperation mit Künstler*innen eröffnet To Be Seen einen Dialog zwischen Geschichte und zeitgenössischer Kunst, auch in Form einer Intervention in der Dauerausstellung und im Außenbereich. Mit künstlerischen Beiträgen von Katharina Aigner, Maximiliane Baumgartner, Zackary Drucker, Chitra Ganesh, Philipp Gufler, Lena Rosa Händle, Zoltán Lesi, Henrik Olesen, Ricardo Portilho, Wolfgang Tillmans, Karol Radziszewski und anderen. Die Ausstellung wird umrahmt von einem breit gefächerten Begleit- und Vermittlungsprogramm zu Themen wie lokaler Stadtgeschichte, Intersektionalität, Drag sowie queerer Identität in Literatur und Film.

NS-Dokumentationszentrum München/Foto: Connolly Weber Photography