Datum: 09.01 2026 - 05.04 2026 Uhrzeit: Ganztägig Ort: Kunstraum Nest, De Constant Rebecqueplein 20-B, Den Haag
Liebe und Begehren zwischen Menschen gleichen Geschlechts gibt es seit jeher. Jahrhundertelang gab es keine Sprache, um diese Begehren zu benennen – außer in medizinischen und juristischen Begriffen, die sie als Krankheit oder Verbrechen definierten. Dies begann sich dank Karl Heinrich Ulrichs (1825–1895) zu ändern, einem deutschen Juristen, der als erster gleichgeschlechtliches Begehren als Identitätskategorie beschrieb. Ulrichs forschte intensiv zu dem, was er als „Uranismus” bezeichnete, baute ein Netzwerk von Wissenschaftlern auf und argumentierte, dass queeres Verlangen als etwas Angeborenes und nicht als kriminell anerkannt werden sollte. Mit seinem eigenen Vokabular artikulierte er queere Identität lange bevor Begriffe wie homosexuell, schwul oder queer existierten.
Ulrichs’ Vermächtnis bildet den Ausgangspunkt für die Ausstellung „Urning & Urningin. Language and Desire 1864” im Kunstraum Nest in Den Haag. Der Titel bezieht sich auf Ulrichs’ positive Beschreibung für sich selbst und andere mit queerem Begehren: Urning und Urningin. Er verwendete diese Begriffe erstmals öffentlich in seiner zwischen 1864 bis 1880 veröffentlichten Schriftenreihe „Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen Liebe”. In dieser Ausstellung untersucht Gastkurator Philipp Gufler die Grenzen der Sprache – damals wie heute – beim Ausdruck von Begehren und ruft zu intersektionaler Solidarität auf.
Neben Originaldokumenten und Briefen von Ulrichs, die einen Einblick in seine Zeit und den Einfluss seines Denkens geben, wurden neun zeitgenössische Künstler*innen eingeladen: Sharan Bala, CAConrad, Philipp Gufler, Eli Hill, KRIWET, Cosy Pièro, Rory Pilgrim, Sophie Serber und Louwrien Wijers. In ihren Arbeiten reflektieren sie über Themen wie (Geschlechts-)Identität, Sprache und queeres Begehren. Anlässlich des 200. Geburtstags von Ulrichs verbindet diese Ausstellung Vergangenheit und Gegenwart und zeigt, wie der Austausch zwischen den Generationen sowohl hoffnungsvoll als auch transformativ sein kann.
In der Ausstellung werden auch Materialien aus dem Forum Queeres Archiv München gezeigt, das seit seiner Gründung an Karl Heinrich Ulrichs’ Bedeutung erinnert. Begleitend zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit einem Pamphlet von Karl Heinrich Ulrichs, Bildmaterial der Künstler*innen sowie neu in Auftrag gegebenen Texten von Gürsoy Doğtaş, Hendrik Folkerts und Simon(e) van Saarloos.
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